Woran erkennt man, ob ein Hund Angst hat?
Zunächst muss der Halter zwischen Angst und demütigem Verhalten unterscheiden lernen. Diese Verhaltensweisen sehen sich durchaus ähnlich, dürfen aber nicht miteinander verwechselt werden. „Demut“ lässt sich eher mit „Höflichkeit“ vergleichen. „Angst“ hingegen ist ein rein negatives Gefühl. Dieses zu überwinden bedarf oftmals der Hilfe des Halters und eines Hundetrainers.
Wie sieht demütiges Verhalten aus?
Der Hund macht sich klein und hält die Rute unten. Seine Bewegungen sind schnell und flatterhaft. Meist wedelt er ganz schnell und tief mit seiner Schwanzspitze. Seine Ohren sind zurückgelegt, er macht ein niedliches Babygesicht. Seine ganze Mimik zieht sich nach hinten. Sein Blick wendet sich immer wieder von seinem Gegenüber ab. Manch sehr demütiger Hund rollt sich auch auf den Rücken, quietscht und lässt sogar ein wenig Urin ab. Oftmals lässt sich dieses Verhalten bei Begrüßungssituationen zwischen einem jungen und einem erwachsenen Hund oder einem Menschen beobachten.
Wie entstehen Ängste beim Hund?
Häufig beginnt Angst mit einer Sorge. Diese klopft erst ganz leise an. In diesem Stadium besteht noch die Möglichkeit, offen zu reagieren. Bestätigt sich die Sorge aber oder wird sie gefördert, kann aus einem ersten Bedenken eine handfeste Furcht werden.
Beispiel Silvester: Die meisten Hunde mit Angst vor Böllern und Raketen steigern ihre ausgeprägte Abneigung gegen die Geräuschkulisse von Jahr zu Jahr. Im ersten Jahr ist noch alles in Ordnung. Die kleine Sorge des Hundes bekommt sein Halter kaum mit. In den darauffolgenden Jahren wird es dann immer schlimmer. Angst ist ein emotionaler Zustand, der wächst und gedeiht, wenn nicht aktiv dagegen gearbeitet wird.
Kann sich Angst von einer Situation auf eine andere übertragen?
Absolut. Ein Hund mit Angst vor Gewitter kann durchaus eine allgemeine Angst vor lauten Geräuschen entwickeln. Ängste sind nicht immer logisch zu erklären. Ein Hund, der Angst vor Stiefeln hat, muss nicht zwangsläufig getreten worden sein. Vielleicht hat er auch ein anderes schlechtes Erlebnis mit den schweren Schuhen verknüpft. Lässt sich der Entwicklung von Ängsten vorbeugen?
Unkenntnis ist der beste Nährboden für Ängste. Ein Hund, der gänzlich ohne Reize aufwächst und keine Gelegenheit hat, die Welt zu erkunden, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Ängste entwickeln. Welpen müssen nicht nur mit Artgenossen aufwachsen, sondern auch so früh wie möglich verschiedenste Lebenssituationen in einem entspannten Umfeld kennenlernen.
Überträgt sich die Angst des Halters, etwa bei Gewitter, auch auf den Hund?
Nicht zwangsläufig. Zum Glück hat jeder Hund seine eigenen Kompetenzen – unabhängig davon, was ich als Mensch fühle. Trotzdem sollte ich mich darum bemühen, mit gutem Vorbild voranzugehen und meinem Hund gegenüber Normalität auszustrahlen. Falsch wäre auch, ihn vehement davon überzeugen zu wollen, keine Angst haben zu müssen. Normalität lernt der Hund durch Normalität und nicht durch aufgeregtes oder besorgtes Verhalten des Halters.
Häufige Fragen
Maren Grote lebt mit ihren beiden Hunden Hummel und Nanu!, ein Doggen- und ein Neufundländer-Mix, östlich von Hamburg und ist Inhaberin der Hundeschule „Lotte-Hundetraining“.
In Seminaren und Einzelstunden berät die zertifizierte Hundetrainerin und CANIS-Absolventin zu den Themen Hundeerziehung und -ernährung sowie artgerechte Auslastung. Weitere Informationen zu Maren Grote finden Sie unter www.lotte-hundetraining.de.